Kleine Gruppe mit hoher Gewaltbereitschaft

Kleine Gruppe mit hoher Gewaltbereitschaft

Die Jugendgewalt in der Schweiz steigt – eine Meldung, die sich seit Jahren in den Medien wiederholt. Aber was bedeutet das genau und wie schlimm steht es wirklich um die Jugend von heute? Einblicke in zwei aktuelle Studien geben Aufschluss.

Besonders Sexual- und Raubdelikte sowie Schulmobbing sind in den letzten Jahren gestiegen. Das zeigen die Resultate der neusten Zürcher Jugendbefragung 2021 von Denis Ribeaud. In der Studie werden seit 1999 in einem Abstand von 7 bis 8 Jahren tausende Jugendliche im Kanton Zürich zu ihren Erfahrungen als Opfer und TäterInnen befragt. Ein paar Einblicke in die Trendergebnisse der Gewaltentwicklung:

Trauriger Rekord beim Mobbing

Seit Messbeginn berichteten 2021 noch nie so viele Befragte, von Schulmobbing betroffen zu sein. Dabei wurden verschiedene Formen untersucht: Sachen zerstören, Schlagen/Treten, Drohen/Erpressen, Auslachen/Beleidigen, Ausschliessen und sexuelle Belästigung. Aus Sicht der TäterInnen nahm insbesondere die Zunahme an physischer Gewalt und dem Zerstören von Sachen zu.

Eine grosse Differenz findet sich bei der sexuellen Belästigung. Obwohl diese aus Opfersicht gestiegen ist, geben kaum je TäterInnen an, ihre Opfer sexuell zu belästigen. In einem Interview der UZH stellt Studienleiter Denis Ribeaud die Vermutung auf, dass TäterInnen ihr Handeln oft nicht als problematisch oder belästigend wahrnehmen. Der Befund zeige, dass Prävention bereits auf der Wahrnehmungsstufe ansetzen sollte.

Bildungsferne Schülerinnen besonders oft von sexueller Gewalt betroffen

Generell konnte beim Thema sexuelle Gewalt eine deutliche Zunahme in allen Formen verzeichnet werden. Dabei werden weibliche Befragte viel häufiger Opfer von sexueller Gewalt als männliche Jugendliche.

Am häufigsten wurde sexuelle Belästigung und Bedrängung bei der Onlinekommunikation angegeben (rund 50% der befragten jungen Frauen). Auch von sexueller Belästigung im schulischen Kontext berichteten 2021 mit rund 30% doppelt so viele junge Frauen wie in der Befragung 2014. Eine weitere Verdoppelung mit ca. 15% gegenüber 6% gibt es bei den Delikten sexuelle Nötigung und Vergewaltigung, wobei hiervon am häufigsten Sek-B-Schülerinnen betroffen sind.  

Mehr Gewalt im öffentlichen Raum

Die Gewalt hat insbesondere im öffentlichen Raum zugenommen, zum Beispiel im Ausgang am Wochenende. Solche Taten werden eher von Unbekannten verübt, häufig auch von Gruppen. Dass Opfer oft wahllos ausgesucht werden, wirkt sich auch negativ auf das Sicherheitsempfinden der befragten Jugendlichen aus: So konnte erstmalig seit 1999 eine Zunahme des Unsicherheitsgefühl beobachtet werden.

Kleine Gruppe, hohe Gewaltbereitschaft

Nicht alle Jugendlichen weisen dabei dasselbe Risiko auf, gewalttätig zu werden. Auf Basis von verschiedenen Faktoren, die stark mit Gewalt zusammenhängen, wie geringe Selbstkontrolle, zynische Einstellungen gegenüber Recht und Ordnung oder elterliche Gewaltanwendung konnte eine Hochrisikogruppe ausgemacht werden, in die etwa 10% der Befragten zugeordnet werden können. Diese ist im Vergleich zur selben Gruppe in der Studie vor 7 Jahren doppelt so gewaltbereit.

Das zeigt auch eine Untersuchung der ZHAW über Jugenddelinquenz und Opfererfahrungen, erschienen im Oktober 2022: Rund fünf Prozent der Personen sind für 76 Prozent der Delikte verantwortlich.

Jugendprävention einfach gemacht

Beide Studien ziehen unter anderem als Fazit, dass gezielte Präventionsmassnahmen wichtig sind. Hier sind nicht nur Eltern, sondern auch Lehrkräfte, Schulleitungen, Sozialarbeitende, Polizei und Jugendstrafbehörden gefragt.

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